Wir geben der Öffentlichkeit kaum bekannte Aspekte der Photovoltaik auf Ackerflächen zu bedenken

1. Blockierung der ackerbaulichen Nutzung
Durch Freiflächen-PV wird die ackerbauliche Nutzung auf der betreffenden Fläche für mindestens 20 Jahre blockiert. Allenfalls Pflegenutzung, Heugewinnung und Beweiden durch Schafe oder Hühner ist möglich, was in der Praxis allerdings nicht ohne weiteres umsetzbar ist. Ortsansässigen Ackerbaubetrieben fehlen diese Flächen. Die Agrarstruktur vor Ort muss berücksichtigt und den Landwirten eine Erwerbserwartung zugestanden werden!

2. Frage der Ethik
Angesichts der Gefährdung landwirtschaftlicher Nutzflächen in Südeuropa ist es eine ethische Frage, ob wir in Mitteleuropa mit noch nicht so starker Bedrohung durch den Klimawandel landwirtschaftliche Nutzflächen zur Erzeugung von Lebensmitteln aufgeben dürfen. Selbst bei uns zeigen die Trockenjahre, dass sichere Erträge und Qualitäten nicht mehr selbstverständlich sind.

3. Unter der Fläche liegt der Boden – Vielfalt der Ackerböden erhalten
In den Kriterienkatalogen für die Standortwahl für Freiflächen-Photovoltaikanlagen, die Gemeinden derzeit erstellen, werden gute Böden mit Bodenwerten über 40 bzw. Flächen der Vorrangflur aus der potentiellen Nutzung als PV-Fläche herausgenommen, entsprechend der Vorgaben der Regionalplanung. Flächen mit geringeren Bodenwerten werden dagegen tendenziell zur Überbauung in Betracht gezogen, obwohl auch diese mit angepasster Nutzung und angepassten Feldkulturen guten Ertrag bringen, beispielsweise die sandigen Lehmböden um Vellberg, Frankenhardt und Stimpfach, die sich gut für den Anbau von Kartoffeln, Roggen und Soja eignen. Die ansässigen Landwirte wollen auch diese Flächen bewirtschaften und brauchen sie für ihre mittel- und langfristigen Planungen, beispielsweise für Futterbau oder zum Ausbringen von Mist oder Gülle. Auch Böden der Vorbehaltsfluren I und II und der Grenzflur haben ihren eigenen Wert mit fein differenzierten Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten, die es zu erhalten und zu fördern gilt! Im Prinzip ist jeder Boden gleich viel wert. Und, was oft nicht gesehen wird, auch ein Ackerboden ist voller Leben, ein Hotspot der Biodiversität mit Regenwürmern, Asseln, Springschwänzen, Hornmilben und einer Vielzahl von Mikroorganismen.

Spatenprobe in Reusch, Ausschnitt
Die Spatenprobe zeigt, wie belebt ein Boden ist. Regenwurmgänge sind deutlich zu erkennen.

4. Auswirkung auf Pacht- und Kaufpreise für Äcker
Durch die Propagierung der Freiflächen-Photovoltaik und das große Interesse bei Kommunen, Projektierern, Energieunternehmen und den Landwirten selbst steigen die Bodenpreise. Im Landkreis Schwäbisch Hall liegen sie mit 40.000 Euro pro Hektar weit über dem Landesdurchschnitt mit ca. 30 000 Euro (Quelle HT vom 20. Februar 2024). Ähnlich sieht es bei den Pachtpreisen aus. Diese sind in Hohenlohe mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt in Baden-Württemberg. Das bringt landwirtschaftliche Betriebe unter Umständen in Bedrängnis; sie können bei den hohen Preisen schwerlich mitbieten; ihnen fehlen dann womöglich die Flächen für die zukunftsfähige Entwicklung ihrer Betriebe.